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Klaus Ender - Die sch�nste Seite der DDR.

Von Klaus Ender.
Vierzehn Jahre ist der Mauerfall her, und in den K�pfen von Ost und West halten sich hartn�ckige Vorurteile �ber "Ossis und Wessis." Das K�rzel an sich halte ich nicht f�r diskriminierend, ich verwende es auch, um langatmige Zuordnungen abzuk�rzen. Wie man die "anderen" Landsleute einordnet, wird zumeist von den Erfahrungen und Vorurteilen bestimmt, von denen ich hier ein Vorurteil ausr�umen m�chte. Die Aktfotografie der DDR wird meist dem Klischee zugeordnet, das durch die Ausstellungen und das gleichnamige Buch "Die nackte Republik" gepr�gt ist. Dieses Monstrum, das nicht einmal der Rede wert ist, wurde im Westen von den Medien hochgespielt und als Quintessenz der DDR-Aktfotografie gewertet. Das ist nicht nur grotesk, sondern pa�t genau in das Bild, das die Yellow Press und "Sich-Besser-D�nkende" von der DDR machten: Grau in grau, Tristesse, Morbidit�t und Niveaulosigkeit ausstrahlend - eben "ganz DDR!"


Wie kam es dazu? Im Laufe der Jahre hatten sich in den Schubladen der Redaktion von DAS MAGAZIN Leser-Bilder gestapelt, die selbsternannte "Nackt-Knipser" der Redaktion zur Ver�ffentlichung angeboten hatten. Das Bildmaterial war das R�ckporto nicht wert und blieb dort liegen, weil es ja (eigentlich) noch Besitzer hatte. Nach dem Zusammenbruch der DDR kam automatisch die Nachfrage aus dem Westen nach Aktaufnahmen aus der "pr�den DDR". Die cleveren MAGAZIN-Leute hatten erkannt, da� damit durchaus ein Gesch�ft zu machen w�re und ver�ffentlichten einen Aufruf, in dem sie ihre Leser baten, Aktaufnahmen einzusenden, die in den letzten DDR-Jahren entstanden waren. Der Aufruf kam gerade richtig, weil nun jeder Knipser eine Chance hatte, endlich mal mit Bild und Namen im MAGAZIN zu stehen. Aus diesem Sammelsurium entstand nun DIE NACKTE REPUBLIK, wie mir auch ein langj�hriger Redakteur des MAGAZINs best�tigte. Diese Mischung aus Voyeurismus, schlechter Belichtung und Beleuchtung, oft ungeeigneten Modellen, ideenloser Umsetzung und meist mieser Umgebung (f�r mich und jeden �stheten nur peinlich) schaffte es mit Hilfe der westlichen Medien ins MUSEUM OF ART in Hamburg. Wer das Impressum liest, - und die DDR-Akt-Szene kennt, - findet keinen einzigen Namen von denen, die in der DDR durch Qualit�t das Niveau bestimmten. Es ist wohl einmalig, da� eine Redaktion gr�nes Licht zu einer so armseligen Darstellung ihrer eigenen Leserschaft gab und hinnahm, da� dieser Schund stellvertretend f�r die DDR-(N)acktfotografie seine Reise in die �ffentlichkeit antrat. F�r alle, die es nicht gut mit der DDR meinten, war das Wasser auf ihre M�hlen. Der Wessi konnte nun � den Playboy auf dem Scho� und sich genie�erisch r�kelnd - auf die NACKTE REPUBLIK verweisen und sagen: �Na? � habe ich's nicht schon immer gesagt? - Alles aus dem Osten ist Sch....�

Damit Sie nun nicht glauben, es w�rde jetzt ein Ossi auftreten, um die Wessis zu belehren, hier meine Kurzbiographie, die ausschlie�t, da� ich die DDR auch nur in einem Punkt hochspielen w�rde:

1939 geboren, Mutter Deutsche - Vater �sterreicher. Fl�chtlingskind aus Landsberg/Warthe

1945-53 Grundschule in der DDR absolviert

Kurz vor Lehrabschluss (1957) republikfl�chtig

Gesellenbrief im B�ckerhandwerk im Oktober 1957 in Friedrichshafen. Vom 1. Gesellenlohn (auf Raten) die erste Kamera erworben.

Nach 2 Jahren R�ckkehr in die DDR (als "Saupreuss" im Schwaben-L�ndle nicht wohlgef�hlt.)

Bis 1965 vollst�ndige �berwachung durch die Stasi. Akten-Umfang �ber 600 Seiten.

1960 Strafversetzung im Betrieb wegen Verweigerung des Wehrdienstes in der NVA und Eintritt in den Kulturbund / Sektion Fotografie.

1962 Umzug zur Insel R�gen, um zu pr�fen, ob sich eine M�glichkeit als Fotograf ergab (ich war seit Jahren engagierter Fotoamateur).

Ab 10. Mai 1966 Zulassung als Freischaffender Bildreporter f�r Akt & Landschaft. Ehrennadel f. Fotografie in Bronze. Mitarbeit in �ber 50 Redaktionen, �ber 60 nationale und internationale Preise u. Medaillen auf Ausstellungen erzielt - aber gro�er politischer Druck, der mich 1971 zum Umzug nach Potsdam bewog.

Durchbruch zu einem der f�hrenden DDR-Fotografen in der Werbung, Akt- u. Landschaftsfotografie.

1971 mein 1. Buch (5 Auflagen), freier Mitarbeiter von DAS MAGAZIN, Eulenspiegel u.v.a.

1975 die 1. Ausstellung Akt & Landschaft in Potsdam mit 23.000 Besuchern und anschlie�ender Wanderausstellung durch die DDR von Dresden bis Rostock. Besucher: �ber 100.000!

Auszeichnung mit Ehrennadel f�r Fotografie in Silber u. Gold und internationaler Titel ARTISTE FIAP (AFIAP).

1979 erfolgreichster Fotograf der DDR-offenen Ausstellung Akt & Landschaft in Potsdam - und mit der Auszeichnung des von mir entworfenen GOLDENER ATLAS Potsdam. Das DDR-Fernsehen macht 3 Reportagen �ber mich, darunter "Au�enseiter-Spitzenreiter" und "Ein Mann, der Bilder f�hlt."

1979 f�hrt die ARD das 1. Interview mit mir, �ber "meine" Ausstellung AKT & LANDSCHAFT.

1979 heimlicher Erwerb der �sterreichischen Staatsb�rgerschaft �ber die Ostberliner Botschaft durch Wiener Landesregierung, um als Landschaftsfotograf Reisen in die westlichen L�nder machen zu k�nnen. Beginn der politischen u. wirtschaftlichen Schikanen durch DDR-Beh�rden, Abnahme des Betriebsausweises meines gr��ten Auftragsgebers, VVB TAKRAF, Einreiseverbot in den Harz (Grenzgebiet), obwohl Vertrag zur Gestaltung eines Harz-Buches vorlag, telefonische �berwachung, etc. (Die ganze Geschichte finden Sie unter www.klaus-ender.com Akt & Landschaft/ INFO-Seite.)

�Vorschlag� der DDR-Beh�rden: Verzicht auf �sterr. Pass - oder Ausreise. 1981 entschied ich mich zur Ausreise. Nach all dem Gesagten war der Entschlu�, die DDR als 42-j�hriger zu verlassen, schwer. Ohne Devisen mu�te ich in �sterreich nochmals bei null beginnen, w�hrend ich in der DDR etabliert war. Etabliert durch meine Leistung, - die (auch) in vielen westlichen L�ndern gezeigt, anerkannt und publiziert wurde. 1989 kam mein inter. Durchbruch - und 1996 kehrte ich in meine alte Heimat R�gen zur�ck. Alle Schikanen der DDR aufzuz�hlen, w�rde ein Buch ergeben. Die letzte Schikane war und ist eine Geschichtsverf�lschung, wie auf meiner Website nachzulesen ist.

Mein Statement: In der DDR stand die Erstellung pornografischer Bilder unter schwerer Strafandrohung (Zuchthaus gem. � 125 StGB DDR). Daher bem�hte sich jeder ernsthafte Amateur und Profi, nicht in diesen Verdacht zu geraten. Die Mitgliedschaft im Kulturbund der DDR, in Foto- u. Betriebszirkeln gab jedem, der sich in der Aktfotografie versuchte, eine gewisse Legitimit�t. Man konnte Kreis- u. Bezirksausstellungen beschicken, und die Besten unter ihnen beteiligten sich auch an internationalen Wettbewerben. "Akt" war auf staatlicher Seite nicht sehr gefragt, wurde aber geduldet. Nach der von mir 1975 ins Leben gerufenen Ausstellung AKT & LANDSCHAFT kam eine Welle der Anerkennung, die im Ausstellungskatalog zu "DIE NACKTE REPUBLIK" als "Wendepunkt f�r eine gr��ere Freiheit der Aktfotografie der DDR" gewertet wird. Allerdings mit einer nach hinten korrigierten Jahreszahl (1979 statt 1975) und, statt meines Namens, den Potsdamer Fotoklub als Initiator!

Der Hintergrund: Am 21.1.2004 erhielt ich den letzten Beweis daf�r, da� gleich nach meiner �bersiedlung nach �sterreich alle Artikel und Beweisst�cke "betr. Klaus Ender/Akt & Landschaft 1975" entfernt wurden. Ich pa�te als Abtr�nniger nicht mehr in die Kultur-Geschichte der DDR. So, wie in der DDR schon immer manipuliert, diskriminiert und Geschichtsf�lschung betrieben wurde, erging es auch mir. Selbst im Landesarchiv Brandenburg findet sich kein Hinweis auf meine Ausstellung mehr!

Doch zur�ck zum Alltag in der DDR. Seit den 50er Jahren hatte sich an vielen Ostsee- und Binnensee-Str�nden die Freik�rperkultur (FKK) etabliert und schlie�lich allgemein durchgesetzt. Bis Mitte der 60er Jahre gab es ab und zu den Versuch, diese Str�nde einzuschr�nken, zu verkleinern oder die FKKler in Refugien abzudr�ngen, die schlechtere Str�nde oder l�ngere Anfahrtswege hatten.

Wenn Volkspolizisten erschienen, gab man sich ein abgesprochenes Signal; die Badehosen wurden angezogen, die Inspektion verlief im Sande. Nach und nach akzeptierten die Gemeinden die FKK-Str�nde immer mehr, weil es dort erfahrungsgem�� den wenigsten �rger gab. Weder Randale noch sittliche Verst��e hatten dort eine Chance, weil die FKKler von sich aus auf Ordnung achteten und Angst hatten, ihre Str�nde zu verlieren.

So wurde einwandfreies Verhalten zum "ungeschriebenen Gesetz", das die M�nner des FKK gew�hrleisteten. Es kam schon mal vor, da� gr�lende "Besucher", Fernrohr-Gaffer oder wilde Knipser ins Wasser geworfen wurden und der Film entnommen wurde. Das waren aber Ausnahmen, und das oft (im Westen) verbreitete Vorurteil, da� die FKK-Zone urspr�ngliche "Schmuddelecke" war, entbehrt jeder Grundlage. Ich war an den zahlreichen Str�nden von Usedom, R�gen, Dar�, Potsdam und Berlin zu Hause und empfand das FKK-Leben stets als eine der sch�nsten Nischen, die man sich in der DDR suchen konnte.

Da es keine offiziellen Berufs-Aktmodelle in der DDR gab, waren die Fotografen (genau wie ich) dazu gezwungen, M�dchen anzusprechen, die ihnen irgendwo begegneten. Ich hatte fast immer eine Fotomappe dabei, weil es kein besseres Mittel der �berzeugung gab als gute Bilder. Als guter Rhetoriker hatte ich bei neun von zehn angesprochen M�dchen Gl�ck, und die Honorierung erfolgte fast immer mit guten Fotos. Erst sp�ter, als ich etabliert war, konnte ich den Einsatz mit Geld und Fotos vergelten. Weil der Bereich "K�nstlerische Aktfotografie" auch in den beiden Fotozeitschriften FOTOKINOmagazin und FOTOGRAFIE, die im Fotokino-Fachbuchverlag Leipzig erschienen, immer mehr an Zuspruch gewann, trat dieser Verlag 1970 an mich heran und fragte, ob ich in der Reihe FOTOKURS ein kleines Buch erarbeiten k�nnte, das die Arbeit vom Kennenlernen des Modells bis hin zu Rechtsfragen aufgrund meiner Erfahrung beschreiben w�rde. Ich sagte zu, und 1971 kam unter dem Titel MEIN MODELL mein erstes Buch heraus, das bis zu meiner �bersiedlung (1981) in 5 Auflagen 95.000 mal verkauft wurde. Bei eBay ist es f�r drei bis f�nf Euro noch ab und zu erh�ltlich...

Die Zahl der K�ufer dieses kleinen B�chleins zeigt am besten, wie gro� das Interesse war, zu besseren Bildern zu kommen. Niemand gibt Geld f�r etwas aus (und wenn es noch so preiswert ist), wenn er nichts daraus lernen wollte. Ich selbst hatte mir alles, was die Fotografie betrifft, autodidaktisch angeeignet, und meine Workshops, Seminare und Fotoausstellungen stie�en in Ost und West auf gro�es Interesse.

Die DDR-Aktfotografie erhob (und meisterte) hohe �sthetische Anspr�che, war in keinster Weise vulg�r oder obsz�n, und vordergr�ndig-sexuelle Abbildungen wurden (falls vorhanden) von den staatlichen Organen eingezogen.

Westliche �Schundliteratur� war unter einschl�gigen Anbietern sicher zu haben, aber das Risiko, deswegen angezeigt zu werden, hielt die Liebhaber dieser Bilder (meistens) vom Handel ab, so da� sie insgesamt kein "Risiko" f�r die Moral der DDR darstellten. Liebhaber von Aktaufnahmen suchten, so lange ich als Aktfotograf t�tig war, auch zu mir Kontakt, um Aufnahmen zu kaufen. Es war nie ein gro�er Markt; jeder K�ufer musste sich schriftlich verpflichten, die Bilder f�r sich zu behalten.

In der Beliebtheitsskala lag DAS MAGAZIN ganz weit vorn. Wer es abonniert hatte, gab das Abo nicht mehr ab oder wenn, dann nur an gute Freunde. Eine gesunde Mischung von Bildgeschichten, Texten und dem monatlichen Akt garantierten den Absatz, und selbst westlichen Fotografen gereichte es zur Ehre, im MAGAZIN vertreten zu sein, zumal sich die Zeitschrift leistete, diesen ihr Honorar in Dollar auszuzahlen.

In den 10 Jahren meiner freien Mitarbeit (1965-75) publizierte ich in den 120 m�glichen Ausgaben 25 Akte. Dann �nderte DAS MAGAZIN spontan seine Auffassung und versuchte, sich den oberfl�chlich -erotischen Fotos des Westens anzupassen. Ich machte diesen Wandel nicht mit und schrieb der Redaktion, �da� in diesem Leben keine Bildsendung von mir zu erwarten ist!�. Damit endete eine �ra, die mir einst lieb und teuer war. Andere Zeitschriften ersetzten (f�r mich) inzwischen DAS MAGAZIN � und es war dieses Journal des Gewerkschaftsdienstes im Trib�ne Verlag, das in jedem Heft mindestens einen Akt brachte. Diese Zeitschrift war �hnlich gut gemacht, erschien 4x j�hrlich, und jedes Heft trug einen anderen Namen, so da� nur das gro�e �T� nebst Punkt das Markenzeichen war. Die Hefte hie�en z.B. Anemone, Chrysantheme etc. Oft hatte es 2 Akte im Innern.

Die Armeerundschau publizierte (wegen der Soldaten-Spinde) nur bekleidete M�dchen, aber das Jugendmagazin NEUES LEBEN begann in den 60er Jahren gleichfalls damit, Aktaufnahmen zu ver�ffentlichen. So wurde der Markt immer gr��er. In dieser Zeitschrift erschien z. B. mein 1. M�nner-Akt, ein Selbstbildnis von 1965, - ein Novum f�r diese Zeitschrift.

Das Echo war erheblich, M�dchen kicherten mit dem Heft in der Hand auf der Binzer Promenade, und es �hagelte� Anrufe. Zum wichtigsten Akt-Publizisten mauserte sich inzwischen der EULENSPIEGEL, die Zeitschrift f�r Satire. Ihre Charakteristik war einmalig in der DDR: Sie kritisierte mit Witz und Mut viele Mangelzust�nde in der DDR. Einmal im Monat erschien eine Juxseite namens DIE FUNZEL, die den Untertitel �Das Abendblatt f�r tr�be Stunden� trug. Auf dieser Seite brachte das Blatt �ber 150 meiner Akte in 20 Jahren. Anfangs war es mir nicht leicht gefallen, meine seri�sen Akte mit ironischen Versen versehen zu wissen. Ich blieb zwar bei der Seriosit�t, gab aber den Modellen die M�glichkeit, sich in eigenwilligem Interieur zu bewegen oder in einer ungew�hnlichen Situation zu verweilen, so da� den Redakteuren immer ein witziger Text einfiel.

Die �Wirkung� blieb nicht aus; in der Woche, in der die Funzel jeweils erschien, wurde die Auflage verdoppelt! Es war kein Wunder, da� das Fernsehen der DDR (auch) wissen wollte, wer hinter den Fotos steckte, und man verwies sie an mich. Der daraufhin �ber mich gedrehte Streifen �Au�enseiter - Spitzenreiter� wurde �ber die Jahre mehrfach wiederholt. Ich kannte alle Redakteure der DDR-Zeitschriften pers�nlich, weil ich j�hrlich 1-2 x mit Bildern vorbeischaute, und so wunderte ich mich nicht, da� der Eulenspiegel als einzige Redaktion der DDR (!) mein Angebot annahm, mit mir auch in �sterreich zusammen zu arbeiten - von ca. 50 Verlagen der einzige mutige Partner!

Nach der Wende publizierte ich weiter in der �Eule�, bis auch diese Redaktion mit rei�erischen Texten meine Bilder versah. Ich brach daraufhin (mit Bedauern) die Zusammenarbeit ab, weil ich nicht akzeptieren konnte, dass �meine DDR-M�dchen� heruntergew�rdigt wurden.

Das Vorurteil des Westens, die DDR sei das pr�dere Deutschland, war in jener Zeit unsinnig! Ich hatte Anfang der 60er Jahre (heimlich) zwei BRD-Verlage angeschrieben, weil mein freiberuflicher Start keine rosigen Verh�ltnisse schuf. Darunter war ein Frankfurter FKK-Zeitschriften-Verlag und die Hamburger KONKRET. Letztere forderte jahrelang (!) Aktbilder, die �keinesfalls� das Schamhaar zeigen durften! Im Zweifelsfall wurde mit schwarzem Balken nachgeholfen! Eine solche Pr�derie und Zensur hat es (z.B.) in der DDR nie gegeben!

Wer die pr�dere Gesellschaft hatte, zeigte sich auch nach der Wende, als pikierte Wessis �ber die vielen FKK-Str�nde �entsetzt� waren. Dieser Streitpunkt ist bis heute � zum �rger beider Seiten - nicht gekl�rt! Daher sage ich aus eigenem Erleben, da� die Pr�derie vom Westen ausgeht, weil u.a. der kirchliche Einfluss besonders gro� ist. Ich bedaure, da� ausgerechnet beim �Ossi-gepr�gten FKK� die �Moral� greift und die gleichen Leute anscheinend am westlichen Porno-Himmel nichts st�rt! Umgekehrt w�rde es Sinn ergeben!

Nach 1975 (!) geh�rte es fast zum guten Ton, in allen m�glichen Zeitungen Aktbilder zu publizieren. Dutzendweise wandten sich Betriebszeitungen, Gesundheitsbl�tter und Kreis-Zeitungen an mich, weil sie mit Aktbildern mehr Leser erfreuen konnten. Ich hielt Vortr�ge und Dia-Schauen f�r die Urania, den Kulturbund, vor Betriebskollektiven und auf Kongressen. Selbst gro�e H�rs�le wie in Dresden und Rostock konnte ich mit dem Thema Akt f�llen. Hier zeigt sich, da� in West und Ost das Thema Akt (eigentlich) von gleich gro�em Interesse ist.

Im August `81 hatte ich den letzten Anruf einer staatlichen Institution � und wunderte mich zutiefst, da� die �Horch und Guck-Beh�rde" Stasi so versagt hatte. Eine Redakteurin des Berliner Rundfunks fragte an, ob ich eine Einladung annehmen w�rde, um in der (beliebten) Sendung �Zwischen Fr�hst�ck & G�nsebraten� als Gast �ber meine k�nftigen Pl�ne zu sprechen... Ich fragte zur�ck, ob sie einen Stuhl in der N�he habe. Als sie bejahte, sagte ich, "setzen Sie sich bitte hin � ich reise in 10 Tagen aus der DDR aus!" � und auf �diese Pl�ne� w�rde sie sicher verzichten k�nnen. Es wurde ganz still auf ihrer Seite...und dann sagte sie: �Ich danke Ihnen f�r Ihre Offenheit, wenn das in der Sendung passiert w�re, - h�tte ich wohl meinen Hut nehmen k�nnen.�

Ende August `81 reiste ich aus. Im sch�nen �sterreich hatte sich inzwischen die Farbfotografie durchgesetzt; an schwarz-wei� und �braven� DDR- Akten war niemand interessiert, und im katholisch gepr�gten Vorarlberg fehlten mir die vielen DDR-FKK-Str�nde sehr. Hinzu kam, da� angesprochene Fotomodelle horrende Summen verlangten, die ich als mittelloser Ossi nicht zahlen konnte. Das Thema Akt war damit f�r mich Vergangenheit.

1996 �bersiedelten meine Frau und ich zur�ck zur Insel R�gen, wo vor genau 30 Jahren meine Karriere begann. Doch auch hier war die Wende nicht spurlos vor�bergegangen: FKK hatte auf Grund der Durchmischung von Ost- u. West-Urlaubern seine famili�re Atmosph�re verloren, angesprochene M�dchen fragten zuerst nach (total �berh�hten) Gagen, sie waren affektierter, oft teilweise rasiert, gepierct oder mit Tattoos �geschm�ckt.�

Mehrere Fernsehsender wie MDR und N3 drehten mit mir noch Akt-Szenen mit Modellen, aber irgendwie wurde meine Vorstellung vom k�nstlerischen Aktbild durch eine andere Wirklichkeit verdr�ngt. 1997 sprach ich Hansgeorg Stengel vom Eulenspiegel an, der schon zu DDR-Zeiten meine Bilder mit witzigen Texten versah. Ich schlug ihm ein Buch �ber die DDR-M�dchen vor, zu denen wir seine Gedichte hinzuf�gen wollten. Er willigte ein, und so erschien mein Aktbuch AKT MIT TAKT.

Ich hatte bewu�t diesen kurzen, pr�zisen Titel gew�hlt, der die Grundeinstellung der DDR-Fotografen zum Akt in sich tr�gt.

Mein Fazit: Nicht nur die DDR ging unter, sondern auch ein Gro�teil dessen, was erhaltungsw�rdig war, wie die DDR-Aktfotografie. Der Ausspruch Tucholskys: �Wer beim Anblick eines sch�nen Mundes nur ans essen denkt, ist primitiv� war auch �ber 20 Jahre mein Leitsatz in der Aktfotografie. Und niemand wird mich davon �berzeugen, dass das Geschlechtsteil und die erogenen Zonen des Menschen im Vordergrund zu stehen haben oder die Aussage des Bildes sexistisch zu sein hat.

Jedes Wesen, ob Schmetterling, L�we oder Delphin wird von uns fotografiert, weil ihre K�rper grazil, muskul�s oder geschmeidig-elegant sind. Das �u�ere des Menschen, das vom Gesicht und seinen (nackten) Gliedma�en gepr�gt wird, von seiner durchgehend gebr�unten Haut (deshalb FKK ), seinem Haar, - auch seinem sch�nen Achselhaar, - wird heute regelrecht �vergewaltigt�. Es muss clean sein, es muss rasiert werden, es m�ssen sich Wunden zugef�gt � und Metalle eingef�hrt werden. Jeder Ochse wehrt sich, wenn man ihm einen Ring durch die Nase zieht � der Mensch bezahlt diese Sch�digung und Modetorheit noch (freiwillig) mit der Gesundheit und seinem Aussehen!

Es riecht nicht mehr wie eine gesunde, frische Haut, es riecht nach Joop, Chanel oder nach einer Sabatini. Alle wollen durch Pers�nlichkeit wirken � sie riechen und sehen aus wie die gro�e Masse, - die sie (eigentlich) nicht sein wollen. Ich sage nicht, dass diese krankhafte Neigung �sich einem Modetrend zu unterwerfen�, nicht auch noch (mit Versp�tung) in die DDR eingesickert w�re. Aber zu meinen Zeiten gab es in der DDR vor allem, nat�rliche, unverkrampfte und selbstbewusste junge Frauen, die wussten, dass ihr ICH sch�n ist. Wo Haut noch Haut, Haar noch Haar und Natur � Natur war! Das hatte nichts mit dem diktatorischen System zu tun, es war so von unseren M�ttern �bernommen und traditionell bewahrt worden. Heute wird alles Fr�here pauschal in Frage gestellt, weil es cool, clean und geil auszusehen hat. Bei letzterem Wort w�re vor 20 Jahren jeder vor Peinlichkeit err�tet � heute ist jede Dummheit �in�, sie muss nur �fetzen!�

Das Wort �Sch�nheit kommt von innen; sie zu erhalten sollte ihr Sinn sein�, hat jeden Wert verloren und wird dem �Zeitgeist� geopfert, jenem Ding, das seinen Geist in dieser Moderne l�ngst aufgegeben hat, es wurde nur nicht bemerkt... Unter diesem Aspekt gesehen, war ich zwanzig Jahre unter den sch�nsten M�dchen der Welt, - die allerdings gibt es nur noch in unseren Bildern.



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Kommentare


Geschrieben von M.S.:
Schon erstaunlich, warum hier keiner was dazu schreibt: nicht nur literarisch gut geschrieben, sondern auch im Blick: war Ossi, wie erging es mir, was kam sp�ter und was bedeutet das heute f�r mich, ohne Verkl�rung ohne alles, sehr guter Beitrag
19.05.2008 10:14:35

Geschrieben von Hartwig Ziegler:
Ich denke, dass keiner was schreibt, liegt daran, dass sehr gr�ndlich und mit Sachverstand die Fakten genannt werden. Da f�llt es schwer, etwas sinnvolles hinzuzuf�gen oder begr�ndet zu kritisieren.
Da� die Verklemmtheit im Westen Deutschlands gr��er ist als im Osten - das deckt sich mit meiner Erfahrung zu 100%.
Auch mich nervt das scheinheilige Getue ungeheuer. Mir f�llt ganz spontan das Thema Privatsender im Fernsehen ein. Davon gibt es ja gen�gend, die offensichtlich keinen anderen Inhalt haben, als den Nachweis zu erbringen, da� "Sex sells".
Inwieweit das mit Programmvielfalt zu tun hat, die vordergr�ndig als Argument benutzt wird, habe ich bis heute nicht erkennen k�nnen.
Da� wegen dieser Sender aber Bandbreite im Kabel oder im �ther verschwendet wird, darum tut es mir sehr leid. Vor allem, weil wir nun auch darum nun noch die hundsmiserablige Qualit�t des Digitalfernsehens �ber uns ergehen lassen m�ssen.
Meiner Meinung nach gilt auch hier: weniger ist mehr.
Welche politischen Kr�ften den Vormarsch dieser Schmuddelsender forcieren, dar�ber sollte sich jeder selbst informieren. Da� die Programme dieser Sender ein komplett anderes Flair verbreiten als man an den FKK-Str�nden findet, davon kann man sich ja relativ leicht selbst �berzeugen. Zu empfehlen ist es jedenfalls.
N' sch�nen Abend noch.
Hartwig.
24.07.2008 00:00:25

Geschrieben von MEK:
Tolle Fakten.
Die Bilder von nackigen Menschen als Alibi f�r die geschlossenen Augen, wenn es um eine ehrliche Beschreibung der DDR Dikatur geht. FKK gab es auch im kapitalistischen Westen, und Aktfotos nat�rlich.
V�llig absurd da etwas anders zu unterstellen.
Und nach meiner Erinnerung ware es so, dass 1989 die ach so unverklemmten B�rger der DDR die Beate Use in Massen st�rmten. Es sei ihnen geg�nnt.
Lieber M.S. h�nge es doch nicht so hoch.
Ich vermute mal den meisten war es einfach zu banal darauf zu antworten und mir war gerade langweilig und ich hatte Zeit.
24.08.2008 11:31:18

Geschrieben von Tom:
Guter Artikel vom einem Mann mit profunder Kenntnis - zuweilen zwar an den Grenzen der Eitelkeit, aber was solls. Das Wichtigste dabei: der tats�chliche Blick ins Land.
F�r den gelangweilten Kommentarschreiber MEK: Wie w�rs, die Brille von der Nase zu nehmen und die eigenen Augen zu benutzen? Tom
12.11.2008 17:11:43

Geschrieben von Frank:
@MEK, wenn dir langweilig ist, dann guck doch "Reich & sch�n" - das l�uft doch zu dem Zeitpunkt deines Eintrages. Das ist echt am Leben dran.
Herr Ender, als fanatischer EULE-Leser (zu DDR-Zeiten) sind Sie mir ein Bgriff - Bravo zu diesem Artikel.
Tja, die Scheinheiligkeit - nicht nur beim FKK-Thema. In dieser sch�nen Bundesrepublik wird man von "praktizierenden" Katholiken beleidigt (einfach mal so), und dieselben Typen gehen Sonntag in die Kirche und bitten ob dieses Benimmversto�es einen v�llig Unbeteiligten um Verzeihung. So ist ein Teil dieses V�lkchens hier gestrickt. Ich spreche aus eigener bitterer Erfahrung.
Gru� Frank, nach B.-W. "verurteilt", der Arbeit wegen
26.11.2008 20:33:44

Geschrieben von Frank:
Nochmal ich - an Tom:
Du zeihst den Autor (s.O.) der Eitelkeitsn�he. Sehe ich nicht so. In dieser Gesellschaft mu� man immer und �berall, wo man geht und steht, mit seinen Pfunden wuchern, da� es nur so seine Art hat. Vor allem dann, wenn es um einen Job geht. Dies mag beim Autor nicht der Fall sein, aber so dumm denken, wie's manchmal kommt, kann man gar nicht. Vielleicht liest ja jemand den Artikel und zeigt an der Mitarbeit des Verfassers Interesse.
Denn, was ein Ossi kann, mu� er im Westen hundertfach belegen - w�hrend hier ein nativer Ausl�nder sofort einen Arbeitsvertrag kriegt (bestimmt bin ich jetzt sofort rechts). Beweis: neueste ADAC-Studie/Taxifahrer in Frankfurt/Main - zum Ablachen. Solltest Du mal das Buch "Gott sei Dank - Schlu� mit der Schwatzgesellschaft" von H.F. Oertel in die Hand kriegen, empfehle ich Dir die Seite 21. Auszug aus der 1990 gehaltenen Begr��ungsrede eines Prof. Dr. Dr. Dr. ... an die Ex DDR-B�rger zum Eintritt in die BRD. Danach wei�t Du, warum der Ostdeutsche x-mal mehr Nachweise seiner F�higkeiten erbringen mu�, als sein westdeutsches Pendant. Ich f�r meinen Teil erkannte in diesem Moment den Sinn einer EULENSPIEGEL-Sequenz: "Manche Akademiker in den gebrauchten Bundesl�ndern haben ihren akademischen Titel auf einem thail�ndischen Wochenmarkt zum Schn�ppchenpreis erstanden."
Gru� Frank
27.11.2008 11:16:39



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