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Das Ministerium f�r Staatssicherheit � ALLTAG EINER BEH�RDE

"Das Ministerium f�r Staatssicherheit - ALLTAG EINER BEH�RDE" von Christian Klemke u. Jan N. Lorenzen. DVD, ca. 90 min, DOLBY Digital�, L�ndercode 2 (Europa), PAL. Extras: Trailer, Zusatzinterview, Autoren-Lebensl�ufe. Der Titel ist erschienen bei Edition Salzgeber unter DOKUMENTE D252. Erh�ltlich als DVD und VHS Video.

(scr) Vor mittlerweile �ber 13 Jahren war es die �Stasi� selbst, die sich einem n�herte, wenn sie dachte, man k�nnte f�r sie von Wert sein. Der eine mag �ber so eine Ann�herung stolz gewesen sein. Schlie�lich wurde man aufgefordert, dem Wohle des real existierenden Sozialismus zu dienen. Der andere wird sich gef�rchtet und Angst gehabt haben, dem Kraken Informationen �ber Familie, Freunde und Bekannte geben zu m�ssen und diese so zu hintergehen. Wieder andere, die den Mut dazu aufbrachten, m�gen abgewunken und der �Firma� klargemacht haben, da� sie einfach zu einer Zusammenarbeit nicht bereit waren.

Heute n�hert sich die Stasi niemandem mehr. Stattdessen ist es notwendig geworden, sich im Rahmen der historischen Betrachtung der Stasi selbst zu n�hern. Oder dem, wie sie bis 1989 war. Oder dem, was von damals auch heute noch �brig ist. Beide Varianten sind schwierige Unterfangen.

�ber das Ministerium f�r Staatssicherheit (MfS), wie die Stasi offiziell hie�, wurden nach dem Zusammenbruch der DDR viele Dokumentationen gedreht. In der Regel ging es nicht, ohne dabei auch einige der vielen Opfer dieses Repressionsinstrumentes der DDR-Macht zu Wort kommen zu lassen, davon ausgehend, da� man nur auf diese Weise das Ausma� der Bespitzelung, die fast uneingeschr�nkte Willk�r sowie den Grad der Einflu�nahme auf die B�rger der DDR darstellen k�nne.


�Das Ministerium f�r Staatssicherheit � ALLTAG EINER BEH�RDE� von Christian Klemke und Jan N. Lorenzen geht jedoch einen v�llig anderen Weg. In ihrer ca. 90 min�tigen Dokumentation lassen die Macher ausschlie�lich ehemalige MfS-Gr��en zu Wort kommen, die meisten davon Ex-Gener�le. Im Rahmen der Befragung zum Kernst�ck der Stasi, dem sog. Operativen Vorgang, �u�ern sich die elf z.T. aus diversen anderen Produktionen bereits bekannten MfSler wie Neiber, Schwanitz und M�nnchen zu den Themen �Bespitzeln und Erpressen�, �Zersetzen�, �Festnahme und Verh�r� sowie �Haft� und auch, ganz selbstbewu�t, zur �Elite des Sozialismus�, f�r die sie sich wie selbstverst�ndlich hielten.

�Thoughtcrime�

So bezeichnete George Orwell in seinem ber�hmten Science-Fiction-Roman �1984� ein Verbrechen, das ein Mensch lediglich gedanklich beging. Die Technik war so weit fortgeschritten, da� bereits in diesem Stadium vom allgegenw�rtigen Staat Gegenma�nahmen, also von der verst�rkten Bespitzelung bis hin zur Verhaftung und anschlie�enden �Umerziehung�, ergriffen werden konnten. Kurt Zeiseweis, IM-F�hrungsoffizier der Abt. XX in der MfS-Bezirksverwaltung Berlin, entlarvt den DDR-�berwachungsstaat mit seiner Darlegung der technischen Seite einer �berwachung im Rahmen eines Operativen Vorgangs mit dem Namen �Spaten�: �Eine Person war in unser Blickfeld geraten, weil sie politische Meinungs�u�erung getan hat, die darauf deutet, da� sie sehr starke Vorbehalte gegen irgendein gesellschaftliches Verh�ltnis bei uns hat, und wir sind dann von der Annahme ausgegangen: Wer so denkt, der handelt vielleicht auch staatsfeindlich und erf�llt durch Handeln einen Straftatbestand.� Vielleicht.

So wie Zeiseweis beschreiben auch die anderen sachlich, n�chtern und ruhig, wie die Stasi im Verborgenen die Menschenrechte von DDR-B�rgern gezielt, vors�tzlich und systematisch verletzte. Die Verfassung der DDR konstatierte in ihrer Fassung von 1974 in Art. 19 (2): �Achtung und Schutz der W�rde und Freiheit der Pers�nlichkeit sind Gebot f�r alle staatlichen Organe (...) und jeden einzelnen B�rger�. Einer Schuld sind sie sich nicht bewu�t. Im Gegenteil. Als h�tten sie nichts als die Liebe zum DDR-Volk im Sinne, konstatieren sie einhellig die Glaubw�rdigkeit der als gr��te Lachnummer der DDR-Volkskammer in die Geschichte eingegangene Ministerrede Erich Mielkes vom 13. November 1989. Horst M�nnchen: �Ich nehme ihm [Erich Mielke; die Red.] ab, da� er es so gemeint hat. Er ist (...) f�r das Volk da.�

Das Ministerium f�r Staatssicherheit folgte geschlossen einem Mann, der 1931 am damaligen B�lowplatz in Berlin am Mord zweier Polizisten beteiligt gewesen war. Erich Mielke, von 1957 an 32 Jahre lang Minister f�r Staatssicherheit, hatte im internen F�hrungskreis mehrfach sein wahres Gesicht gezeigt. Wenn er �ber �den Feind� sinnierte, machte er wiederholt, unmi�verst�ndlich und �ganz ehrlich� klar, da� er nicht lange fackeln, �kurzen Prozeߓ machen w�rde, �einige erschie�en lassen�. Dennoch war �der Genosse Minister� f�r M�nnchen bis zuletzt �eine Respektsperson�.

Keine Reflexion �ber massenhaft begangenes Unrecht, bei keinem. Kein Mitleid mit den Schicksalen tausender Stasi-Opfer und deren Familien. Kein Bedauern �ber das eigene Tun. Nichts. Noch nicht einmal Rechtfertigung. Nur kalte, faktische Beschreibung des Getanen. Als h�tte es eine kosmische Notwendigkeit gegeben, keinen Ausweg, nur diese einzige Art zu handeln.

Genau darin liegt der Wert dieses Films.

�ber die Verbrechen der DDR-Staatssicherheit wurde in den vergangenen Jahren viel bekannt, auch wurde ein gewisser Teil zwischenzeitlich gerichtlich aufgearbeitet, sofern dies m�glich war. Zus�tzlich kommen immer mehr Details �ber die Arbeitsweisen sowie die vielen tausend Helfer und Helfershelfer der Stasi ans Tageslicht. Doch nie zuvor wurde die brutale K�lte und gef�hlslose, technische Routine dieser totalen �berwachungsbeh�rde so erschreckend deutlich wie durch die gezeigten Interviews.

�Das Ministerium f�r Staatssicherheit � ALLTAG EINER BEH�RDE� ist kein Film �ber Opfer, sondern �ber T�ter. Diese Perspektive, also die der Tschekisten selbst, ist die einfachste und dennoch erschreckendste Art, das MfS als das zu entlarven, was es war: die menschenverachtende Institution eines omnipr�senten �berwachungsstaats.


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Kommentare


Geschrieben von Maren:
Die Bahn macht mobil: Die Stasimethoden sind auch heute noch hoch aktuell,nur etwas d�mmer!
04.02.2009 10:42:47

Geschrieben von Dietmar Dressel:
Hallo - es gibt ein altes deutsches Sprichwort: "gehe nicht zum F�rst, wenn du nicht gerufen wirst"! In der ehemaligen DDR bin ich in einer Handwerksfamilie (B�ckerei) aufgewachsen, und bis zur Wende 1989 weder direkt noch indirekt mit der Stasi in Ber�hrung gekommen. Obwohl meine Eltern drei Westautos ( Opel,VW ) fuhren, wir unsere Urlaube in verschiedenen L�ndern - auch Kuba - verbrachten, und auch so ein sehr angenehmes Leben f�hrten. Durch die Wende konnten meine Eltern und ich - Dank der besseren �konomischen Struktur- unsere wirtschaftliche Verh�ltnisse weiter verbessern. Das gilt auch f�r meinen Freundeskreis zu Zeiten der ehemmaligen DDR. Ich denke, die "so genannten" Erfolge der Stasi gab es eben auch, nat�rlich nicht nur, weil es immer wieder Menschen gibt - wir kennen das aus der Schule: " Herr Lehrer ich wei� was " - die sich aus Neid, Mi�gunst oder anderen psychischen Belastungen und Schw�chen, wichtig machen wollten, oder gern den gackernden Hahn auf dem Misthaufen nach�fften, und damit m�glicherweise vielen Menschen Schaden zuf�gten. Diese Untugenden finden wir heute auch in anderer Weise in Deutschland ( anonyme Meldungen �ber m�gliche Steuerhinterziehung an das Finanzamt usw. ). Es w�re besser, die Menschen w�rden erst einmal vor ihrer eigenen T�re kehren, als andere Menschen zu denunzieren und sie damit ins Ungl�ck zu st�rzen.
09.04.2009 10:54:40

Geschrieben von Frank:
Im elften Schuljahr (1968) wurden wir zu unseren Berufsw�nschen befragt. Ein Klassenkamerad nannte die Staatssicherheit - der Begriff "Stasi" war als solcher gar nicht bekannt. Er hat dies sp�ter auf Nachfragen stets wiederholt - warum auch nicht. Niemand von uns nahm Ansto�. Es gab einfach keinen Grund - die Staatssicherheit war ein Arbeitsgebiet wie jedes andere - das war so, definitiv. Alles andere ist Nonsense. Wer es dennoch besser wei�, kommt aus dem Westen und bedient BILD-Wissen.
Und auch das ist definitiv.
Gru� Frank
16.05.2009 22:10:53

Geschrieben von JM:
Wer die Allgemeinheit hintergeht bzw. Betr�gt geh�rt an den Pranger. Steuerbetrug geh�rt dazu.
08.09.2009 16:35:01

Geschrieben von felix:
Ich kenne Kurt Zeiseweis pers�nlich!!!

Dieser Mensch ist ein zynischer, ungehobelter und absolut menschenfeinlicher Typ.
Zuckerbrot und Peitsche waren jahrelang seine Devise!!!!!
Dieser alte Mann sollte mindestens f�r 5 Jahre in den Knast und mit den schlimmsten M�rdern und Schwerverbrechern zusammensitzen.
27.02.2010 16:44:39



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  • felix meinte:
    Ich kenne Kurt Zeiseweis pers�nlich!!! Dieser Mensch ist ein zynischer,...
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  • trailor85 meinte:
    Hier reden Blinde �ber die Farbe bzw. Leute aus dem Westen �ber das ostdeutsche,...

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