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Michael Gartenschl�ger blamierte die DDR und wurde so zum Ziel der Stasi
Er zerst�rte Selbstschussanlagen an der innerdeutschen Grenze. Beim dritten Versuch lagen die Sch�tzen schon auf der Lauer
Rund eine Stunde vor seinem Tod hat Michael Gartenschl�ger sich mit Schuhcreme das Gesicht geschw�rzt. In die Taschen seines dunkelblauen Mantels verstaute er eine Pistole der Marke "Star", einen Seitenschneider und ein St�ck Angelschnur. Dann muss er Wolf-Dieter Uebe die Schrotflinte in die Hand gedr�ckt haben, bevor er die Kofferraumklappe des alten BMW schloss. Auch Lothar Lienicke hatte eine Waffe in der Jackentasche, als das Trio in dieser k�hlen, trockenen Fr�hlingsnacht - Neumond war gerade vorbei - durchs Geh�lz zum Grenzpfahl 231 schlich, wo die innerdeutsche Grenze von S�den kommend fast rechtwinkling nach Osten abknickte. "Ich hatte ein mulmiges Gef�hl, da stimmte was nicht", berichtet Uebe �ber diesen 30. April 1976 nord�stlich des holsteinischen B�chen. Doch weder ihm noch Lienicke gelang es, Gartenschl�ger von seinem Plan vollends abzubringen. Zumindest einen der ber�chtigten Selbstschussautomaten "SM-70" wollte der per Angelschnur z�nden. Am 19. August 1961 war Michael Gartenschl�ger zusammen mit f�nf Freunden verhaftet worden. Der Autoschlosserlehrling aus Strausberg bei Berlin hatte gegen den Mauerbau protestiert, gar eine Feldscheune deswegen angez�ndet. Im September wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Michael Gartenschl�ger war 17 Jahre alt. Zehn Jahre sp�ter kommt er in den Westen. "Er hatte Charisma", erz�hlt sein Freund Lienicke, "aber er war kein Rambo, kein Hasardeur." Lienicke war ein Jahr nach Gartenschl�ger aus der DDR-Haft freigekauft worden und hatte ihn in der neuen Heimat Hamburg kennengelernt. Eine Tankstelle hatte der gepachtet, und ein Haus wollte er gerade kaufen. Rund 30 Mal hatte er in den Jahren zuvor Fl�chtlinge �ber die Transitstrecke aus der DDR geschleust. Auch Uebe sagt: "Einen Rochus hatte er auf die DDR, ist doch klar." In den Wochen vor seinem Tod hatte Gartenschl�ger bereits zwei "SM-70" vom Metallgitterzaun der DDR-Grenzanlagen abgebaut. Das waren jene Trichter an den Zaunpf�hlen, die - durch einen kleinen Draht ausgel�st - zahlreiche kleine, scharfkantige Metallw�rfel verschossen. F�r die Husarenst�cke hatte Gartenschl�ger sich von der internationalen Presse feiern lassen. Die DDR war blamiert und alarmiert. Hatte der Ost-Berliner Au�enminister Oskar Fischer "SM-70" doch �ffentlich als Attrappen bezeichnet. Von der Grenzlinie bis zum Zaun waren es 26 Meter. Geduckt machte sich Gartenschl�ger vom Waldrand aus auf den Weg. Kurz bevor er sein Ziel erreichte, fielen Sch�sse. Zwei Doppelposten der Einsatzkompanie der Hauptabteilung I (�u�ere Abwehr) der Stasi hatten "feindw�rts" vom Zaun im Heidekraut liegend auf Gartenschl�ger gewartet. Dass Gartenschl�ger noch einmal kommen w�rde, war der Stasi durch zahlreiche Spitzel in dessen Hamburger Umfeld bekannt. Dass er in jener Nacht geradewegs zwischen die auf ihn lauernden Doppelposten lief, war m�glicherweise Zufall. Uebe ist sicher: "Die haben ihn abgeknallt, eiskalt. Micha konnte nicht mal Aua sagen." Keine Warnung, kein Warnschuss. Uebe ist auch �berzeugt, dass sein Freund nicht als Erster geschossen hat. Da ist er sich mit Lienicke einig. Beide lagen im Unterholz, als der wohl spektakul�rste Verletzer der innerdeutschen Grenze zu Tode kam. Seit November vergangenen Jahres m�ssen sich ein Versicherungsvertreter, ein Bademeister und ein Hilfsarbeiter vor der Dritten Strafkammer des Schweriner Landgerichts wegen Gartenschl�gers Tod verantworten. Walter L., Peter R., Uwe W. waren damals zwischen 20 und 26 Jahre alt und bis 1990 im Dienste des MfS. Wenn Walter L.'s Stimme zittert, dann wohl meist, weil der damalige Zugf�hrer sich von der "Siegerjustiz" nicht ganz fair behandelt f�hlt. Peter R.'s Stimme zittert offenbar eher, weil er das zu Brei geschossene Bein Gartenschl�gers nicht vergessen kann. Uwe W.'s Stimme zittert nicht. Kurz vor Ende des Prozesses bleibt die Staatsanwaltschaft beim Vorwurf des versuchten Mordes. Die drei ehemaligen "K�mpfer" des Sondertrupps beharren hingegen auf Notwehr. Gartenschl�ger soll als Erster geschossen haben. Ihre Aussagen und die einiger Zeugen lassen allerdings nur einen Schluss zu: Um ihren damaligen Staatsfeind Nummer Eins auszuschalten, ging die Stasi ziemlich st�mperhaft vor. An so viel Dilettantismus mag Staatsanwalt Hans-Christian Pick nicht glauben. Doch er muss sich in seiner Argumentation fast ausschlie�lich auf die Aussagen der Opfer-Freunde Lienicke und Uebe st�tzen. Spuren wurden entgegen DDR-Vorschriften nicht gesichert, Akten offenbar in der Wendezeit vernichtet, Zeugen widersprechen sich. Drei Einsch�sse in den Oberk�rper und sechs in Unterleib und Beine stellte der Gerichtsmediziner fest. Entfernung und Waffen der Sch�tzen lassen sich aber nicht rekonstruieren. Gartenschl�gers Mantel zum Beispiel, der auf Schmauchspuren als Indikator f�r den Abstand der Sch�tzen untersucht werden k�nnte, ist verschwunden. Als Indiz zumindest wertet Pick noch den Ma�nahmeplan der Stasi-Oberen in Berlin, in dem von "festnehmen bzw. vernichten" die Rede ist und auch von "liquidieren". Die Anklage geht zu Gunsten der Angeklagten davon aus, dass bei einer ersten Schussfolge, deren Ursache unklar ist, Gartenschl�ger bereits t�dlich verletzt wurde. Darum sei eine zweite Schussfolge auf den wehrlos am Boden liegenden Gartenschl�ger "nur" versuchter Mord. Aber Absicht der Angeklagten sei es gewesen, Gartenschl�ger "endg�ltig zu t�ten". Der vierte Stasi-Mann war an diesen zweiten Sch�ssen nicht beteiligt. Als Zeuge st�tzte er die Notwehr-Version der Angeklagten. Demnach tauchte Gartenschl�ger f�r sie �berraschend auf und schoss, nachdem einer der Stasi-K�mpfer aus Versehen an seinem Maschinengewehr herumgeklappert hatte. Der Trupp erwiderte das Feuer flach �ber den Boden schie�end. Nach einer kurzen Pause, in der das Vorfeld des Zaunes ausgeleuchtet wurde, hat Zugf�hrer L. nach eigenen Angaben in die Luft geschossen, um m�gliche Helfershelfer im Wald auf westdeutscher Seite zu verschrecken. Ob einer der drei Angeklagten auf den bereits wehrlosen Gartenschl�ger schoss, konnte ihr damaliger Kamerad nicht sagen. Den Ma�nahmeplan der Stasi-Zentrale wollen die Angeklagten nicht gekannt haben. Au�erdem sei der harmloser als vom Staatsanwalt interpretiert. "Vernichten" habe nichts mit t�ten zu tun, sondern nur mit entwaffnen, versichert W.'s Verteidiger Frank Osterloh. Und wenn in einer geheimen Dienstanweisung der Stasi steht, liquidieren sei zu "erreichen durch: Das Erschie�en, Erstechen, Verbrennen, Zersprengen, Strangulieren, Erschlagen, Vergiften, Ersticken", dann stamme das schlie�lich aus einer anderen Stasi-Abteilung und habe mit dem Grenzdienst nichts zu tun. Eine Stasi, zwei Sprachen. Osterloh beendet solch kleine Belehrungen gern mit einem verschmitzten L�cheln. Osterloh kennt sich aus. Er war bis 1990 Stasi-Offizier. Und Osterloh ist sich mit seinem Kollege Peter-Michael Diestel einig: "Gartenschl�ger wurde in eine Falle gef�hrt", sagt der letzte Innenminister der DDR. Dann suggeriert er gern eine Mitschuld des Bundesgrenzschutzes, der Gartenschl�ger zumindest nicht gestoppt habe. Beweisen kann er das nicht. Ihr Auftrag habe gelautet, Gartenschl�ger festzunehmen, beteuern die Angeklagten. Die mitgef�hrten leichten Maschinengewehre seien daf�r aber "hinderlich" gewesen, r�umte Uwe W. inzwischen ein. F�r Thomas K�ckeritz, Neffe Gartenschl�gers, blieben die Angeklagten manch weitere Erkl�rung schuldig. Wie wollten sie Gartenschl�ger festnehmen, wenn er sich hundert Meter weiter am Zaun zu schaffen gemacht h�tte, fragt der Bauingenieur. Ihre Waffen reichten allerdings so weit. Merkw�rdig sei auch, warum nur vier "K�mpfer" vor den Zaun geschickt wurde, von denen einer fast noch einschlief, obwohl die Stasi drei schwer bewaffnete, skrupellose Angreifer erwartete? Zugf�hrer L. beteuerte dennoch: "Dass es in eine Schie�erei ausartet, konnte vorher keiner ahnen." Ein Arzt war nicht in der N�he, der sterbende Grenzverletzer wurde an Armen und Beinen durch die �ffnung im Zaun gen Osten geschleift. Angeblich konnten die vier "K�mpfer" nicht mit ihren Kameraden auf der DDR-Seite des Zaunes kommunizieren, die dort verdeckt den Westen beobachteten und das Gartenschl�ger-Trio m�glicherweise l�ngst ausgemacht hatten. Oder gab es doch jene Signalleine durch den Zaun, von der ein Zeuge berichtete, mit der Gartenschl�gers Kommen lautlos angek�ndigt wurde? Warum lie�en sich die vier vom Spezialtrupp von den ersten Sch�ssen Gartenschl�gers �berraschen? Hatte die Stasi Dilettanten vor den Zaun geschickt? Nicht plausibel ist f�r K�ckeritz auch, dass der milit�risch gedrillte Zugf�hrer L. einem seiner K�mpfer "Weg da!" zuruft, als dieser im Scheinwerferlicht zum sterbenden Gartenschl�ger robbt. Angeblich glaubte L. seinen Kameraden in Gefahr durch m�gliche weitere Sch�tzen aus dem Westen. Eine Gefahr, die L. selbst heraufbeschworen hatte, indem er befahl, das Licht anzuschalten. Ein erfahrener Milit�r, der sich tats�chlich um seine Kameraden sorgte, h�tte wohl "Deckung!" befohlen, argumentiert K�ckeritz. Obwohl die vier den angeblichen Festnahme-Auftrag vermasselten, wurde im Einsatzbuch in der Spalte "Erf�llung" vermerkt: "sehr gut". Nach dem Rapport bei Stasichef Erich Mielke gab es den Kampforden in Silber und 1500 Mark. Tragen durften sie den Orden nicht. Er war f�r die niederen R�nge eigentlich nicht vorgesehen. Ende kommender Woche soll das Urteil fallen. Dann liegt Gartenschl�ger knapp 24 Jahre auf dem Friedhof in Schwerin. Als anonyme Wasserleiche aus der Elbe war er damals beerdigt worden. � 2000 Tagesspiegel Online-Dienste GmbH ![]() KommentareGeschrieben von Menon:
11.05.2010 12:03:14
Geschrieben von Bert:
Da hat wohl einer in Geschichte nicht ausgepasst was ??? Dass es solche heute immer noch gibt tztztzt. wie war die DDR noch mal entstanden??? Richtig durch die 4 Sieger M�chte auch Sowietische Besatzunges zone genannt,ein STAAT wird zu 100% unter anderen Vorrausetzungen gegr�ndet wie die EX DDR. Aber viel Spass mit dem internen L�sen DEINER DDR Probleme wo nix mehr ist kann auch nix gekl�rt werden. Schon traurig, dass wir Menschen wie sie mit geerbt haben *heul*
03.07.2010 20:36:37
Geschrieben von Andreas Hein:
Hallo Menon,
Aufwachen bitte, wir haben das Jahr 2010 und die DDR ist seit zwanzig Jahren Geschichte, und das ist auch gut so. Auch Sie leben heute in der Bundesrepublik Deutschland, und sicher nicht schlecht.
09.08.2010 22:53:54
Geschrieben von Sascha:
Von der innerdeutschen Grenze auch Sowjetische Besatzungszone,(SBZ),Ostzone,Zone oder auch nur DDR genant die nach dem Ende des 2ten Weltkrieges 1945 entsprechend der Jaltaer Konferenz von den alliierten Siegerm�chten entstanden ist.
31.08.2010 04:17:25
Geschrieben von Fabian:
@Bert
Da hat wohl jemand nicht aufgepasst, was? Die DDR war �hnlich der BRD durch Inkrafttreten einer Verfassung gegr�ndet worden und ein international anerkannter Staat-sp�testens mit der Mitgliedschaft in der UNO wurde dieser Fakt untermauert. Zudem bestanden 1980 diplomatische Beziehungen (gleichbedeutend einer Anerkennung) zu �ber 200 Staaten.
10.03.2011 11:02:43
Geschrieben von Michael Herrmann:
Adenauer wurde von Stalin 1951 die DDR f�r ca.70/75Mill.Dollar angeboten(Quelle:Dicovery Channel),er wollte nicht.Die DDR gr�ndete sich nachdem es die BRD gab.Die Nationalhymne der DDR enthielt in jeder Strophe ein Deutschland einig Vaterland und das die Sonne �ber Deutschland scheint.Zwei Staaten wie es sie Unterschiedlich kaum geben konnte-Feindlich gege�ber.Die Grenze USA/Mexiko ist durch 5m hohe Z�une gesichert,wird von den sch�rfsten Wachhunde der Welt bewacht-G�nse-denen entgeht nichts.Zwei Staaten gleiche Gesellschaftsordnung und es wird auf Menschen geschossen.Ist das Recht oder Unrecht ?
23.03.2011 07:04:30
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"Von der Stasi in eine Falle gelockt?"
Niemand hat Gartenschlg�ger gezwungen, sich bewaffnet an unserer Grenze zu schaffen zu machen.
Dass Schwachk�pfe wie Fischer, Krenz und Honnecker aus Sorge um ihr Renomee in irgenwelchen ausl�ndischen �ffentlichkeiten (?) L�gen �ber die Armierung unserer Grenze erz�hlt haben, ist ein Problem, das DDR-intern gekl�rt werden mu�.
Niemand anderen als die DDR-B�rger geht das etwas an. Es ist gleichg�ltig, was "BRD"-Regierung, -�ffentlichkeit und -Presse dazu sagen.