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Westpakete und Baumkerzen
Wer Westverwandtschaft hatte, freute sich schon Monate vor dem Fest auf ein Paket. Darin fanden sich nicht selten Bohnenkaffee, Wurstwaren und Nylonstr�mpfe. Seltener schickten die Westverwandten Markenjeans oder die neueste Turnschuhmode. D-Mark wurden gerne in Forumschecks eingetauscht und in den Intershop getragen. Weihnachten in der DDR war aber auch ganz anders: Ein Fest, an dem man aneinander dachte und viel von Hand machte. Den gro�en Westkommerz gab es nicht, und das Wort "Weihnachten" wurde offiziell nach M�glichkeit gemieden.
Dennoch war Weihnachten das Familienfest des DDR-Jahres. HO und Konsum hatten am Heiligen Abend in der Regel noch bis mittags ge�ffnet, w�hrend sich das Kollektiv im Betrieb allerh�chstens auf Kosten des "Kultur- und Sozialfonds" zur Weihnachtsfeier unter Kollegen traf. F�r den ersten Weihnachtsfeiertag bereitete die Mutti eine Gans aus Ungarn oder Polen vor, die es mit etwas Gl�ck in der Kaufhalle f�r gut 30 Mark zu kaufen gab. Rotkohl und Kl��e als Beilage. Der real existierende sozialistische Einzelhandel hatte insgesamt vor den Feiertagen besondere Probleme, die Versorgung der Bev�lkerung mit "Waren des t�glichen Bedarfs" sicherzustellen... Die "Baumkerzen" (wie im Bild dargestellt) waren schon w�hrend des Advent nur noch schwer zu bekommen, und die Weihnachtsb�ume aus dem Erzgebirge waren nicht immer ein Schmuck der sozialistischen Forstwirtschaft... Der Baumschmuck kam, wenn er nichgt vorher gegen Devisen ins kapitalistische Ausland (NSW) exportiert worden war, aus erzgebirgischer Produktion, die Weihnachtspyramiden und R�ucherm�nnchen sowie eine Reihe von traditionellem Baum-schmuck kannte die ganze Welt. Oben auf den Baum kam ein Weihnachtsengel, auch wenn der angeblich offiziell "Jahresendfl�gler" oder so �hnlich hie�, die �ste schm�ckte man mit selbstgeb�geltem Lametta. Die Geschenke aus der "Gestattungsproduktion" f�r die Lieben wurden von der Jahresendpr�mie (im Westen "Weihnachtsgeld" genannt) bezahlt, und wenn noch D-Mark vom letzten Jahr �brig waren, machte man den Kindern eine besondere Freude mit Waren aus dem Intershop. War das nicht m�glich, ging man in den "Delikat" oder "Exquisit", dort gab es auch gegen "Alu-Chips" (DDR-Geld). Doch besonders verbreitet war es, Geschenke in Handarbeit selber herzustellen. Anleitungen gab es zuhauf, wie z.B. in der monatlich erscheinenden Zeitschrift "practic". Das weihnachtliche Liedgut der DDR war traditionell: "O Du Fr�hliche" oder "Stille Nacht, Heilige Nacht" wurde von R�gen bis Dresden vor dem Tannenbaum getr�llert. Ein Besuch der Christmette stand allerdings nur bei wenigen bekennenden christlichen Familien auf dem weihnachtlichen Programm. � propos Programm: FF Dabei, die offizielle und einzige Programmzeitschrift des DDR-Fernsehens, w�rde f�r den ersten Weihnachtsfeiertag, wie jedes Jahr, die nie sehr komische Sendung "Zwischen Fr�hst�ck und G�nsebraten" vermelden, wo doch ohnehin jeder, der nicht gerade in der Gegend um Dresden (dem "Tal der Ahnungslosen") wohnte, ARD oder ZDF guckte. Und wenn dann das Fest vorbei war und die allj�hrliche Ansprache von Volksbildungsministerin Margot Honecker anstand, r�stete sich die arbeitende Bev�lkerung f�r die Herausforderungen des n�chsten Jahres, um selbstverst�ndlich den Plan wieder �berzuerf�llen. Doch vorher ging es nicht selten noch in den Skiurlaub ins Vogtland. Frohes Fest! ![]() KommentareGeschrieben von Thomas Elsner:
03.09.2008 09:48:53
Geschrieben von Raina Dietz:
Also ich fand das Weihnachtsfest in der DDR sehr viel beschaulicher, gem�tlicher und sch�ner als das heutige, auch das Fernsehprogramm liess nichts zu w�nschen �brig, bei "zwischen Fr�hst�ck und G�nsebraten" sass auch meine Westverwandschaft vor dem Ostkanal...
16.10.2010 13:41:38
Geschrieben von tront:
Also mir kommt der Text vor als stamme er von jemandem der das alles nur aus B�chern oder Erz�hlungen kannte. Wie eben so h�ufig heutzutage soll man sich von Leuten die erwiesenerma�en nicht aus der DDR stammen, die DDR erkl�ren lassen.
Bei uns haben sich immer die Tische gebogen zu Weihnachten, es gab alles was wir wollten, nur eben mit mehr Anstrengung verbunden. Wir hatten auch immer genug Kerzen !? Das TV Programm war eindeutig besser als das heutige, wobei auch das West-TV in den 70er /80er Jahren besser war als heutzutage. Und mit den Weihnachtsliedern.... ich weiss ja nicht was im Westen so an Weihnachten f�r Musik geh�rt wird....? Stille Nacht vielleicht oder Oh du fr�hliche...??
21.11.2010 17:27:33
Geschrieben von yvonne gu:
zwischen fr�hst�ck und g�nsebraten gucken wir heute noch. ist tradition ;)
ansonsten waren auch die defa m�rchen immer sehr sch�n. und es stimmt, wir haben wirklich viel gebastelt. :)
07.12.2010 10:16:47
Geschrieben von Frank:
Hmm, Wurstwaren im Westpaket ? Also ich wei� noch sehr genau, wie der Kofferraum des "Ford-Granada" meines Schwiedervaters aussah, wenn er wieder gen NRW rollte - vollgepfropft mit Wurst, Eingemachtem und Schnaps (wer den "Granada" kennt, hat eine Vorstellung). Dito mein Onkel aus West-Berlin. Bei dem kam noch eine ganze Sammlung PIKO-Loks und -Waggons hinzu. Die verschacherte er meistbietend im Wirtschaftwunderstadtteil Berlin/West.
Was das Fernsehprogramm betraf, da kramte Adlershof raus, was nur ging. Ich k�nnte mich nicht erinnern, unser Programm gegen das bundesdeutsche getauscht zu haben. Das ging bereits am Bescherungsnachmittag los. Zu meiner Zeit als Kind und auch noch teils als Jugendlicher kam Meister Nadel�hr. Und diese Art, den Kindern die Zeit bis zur Bescherung zu verk�rzen, ist bislang unerreicht geblieben. Ich bin gl�cklich, das erlebt haben zu d�rfen. Nicht alles war ideologisch durchsetzt. Wie Andere das Weihnachtsfest genannt haben, wei� ich nicht und ist mir auch egal. Jedenfalls hie� es bei allen, die ich kenne, so wie �berall im deutschsprachigenen Raum: Weihnachten. Und als eingefleischter Atheist war sogar ich mehrere Male in der Christmette - das war einfach sch�n. Die Kirche war voll und die Wenigsten gl�ubig. 2 meiner Cousinen spielten mit. Die glauben trotzdem bis heute nicht an den lieben Gott - aber das ist ein Thema f�r sich. Gut, auf der Spitze unseres Christbaumes befand sich kein Engel, sondern eine ... na eben Spitze. Na und ? Und spannend war Weihnachten bereits am 1. Januar des folgenden Jahres. Denn man ging schon wieder auf die Jagd nach Geschenken f�r's n�chste Weihnachten. ;-)
13.02.2011 20:50:47
Geschrieben von Wolle:
trond schreibt:
ich weiss ja nicht was im Westen so an Weihnachten f�r Musik geh�rt wird. ... an Weihnachten ??? ... an ... ??? In der EULE stand mal sinngem��: "Es ist schon pikant, wenn man einen Wessi sagen h�rt: Ich denke an Weihnachten."
23.04.2011 22:03:56
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G�nsebraten" am 1.Weihnachtstag sehr gern geguckt wurde.
Wenn auch ich ansonsten lieber "Westfernsehen" geguckt habe, war es doch gerade Weihnachten ein tolles Fernsehprogramm im DDR-Fernsehen. Und ehrlich gesagt war das Programm von ARD und ZDF auch nicht so prickelnd. Ich m�chte nur an die ewigen "Sissi"-Wiederholungen und manch alter amerikanischen "Schinken" erinnern.