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Ostalgie
Von Wolfgang Hille.
Ostalgie ist eine Form der Nostalgie. Was k�nnte man dagegen haben? Wir sto�en unaufh�rlich auf sie in unterschiedlichsten Formen. Man trauert etwas Verlorenem hinterher. Etwas, das zum eigenen Leben dazugeh�rt. Was einen angeht, einen ber�hrt. Nostalgie ist eine Form der Erinnerung. In hunderterlei von Formen gepflegt. Weshalb sollte sie als Ostalgie etwas schlimmes sein. Es ist gelebte Zeit, sei�s in der DDR gewesen oder woanders. Ein Mensch wird sich doch an seine Kindheit erinnern k�nnen, ohne einen Kult mit der Gesellschaft zu betreiben, in der er lebte. Wenn ich mir Anstecknadeln aus der Sowjetunion kaufe, so hei�t das doch nicht, ich liebte die Diktatur. Wenn ich mir Briefmarken aus der Nazizeit aufhebe, ich sei f�r Auschwitz, Hitler etc. - Es ist gelebte Zeit. Teil unserer Geschichte, derer man sich zu vergewissern sucht. Zum Gl�ck ist es erlaubt, sich beim Tr�dler die Stalin-Gesamtausgabe zu kaufen. Da� man dies mit Hitlers �Mein Kampf� nicht tun darf, ist eine kranke Angelegenheit. Es hindert uns daran, uns in offener Weise mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen zu k�nnen. Ich freue mich daran, da� die Hinterlassenschaften der DDR frei erh�ltlich sind und w�nsche mir dies auch f�r die des Nationalsozialismus. Nicht, weil ich ein Nazi w�re oder f�r derartiges schw�rmte, sondern weil ich das Recht f�r mich verlange, mir zu allen Dingen, also auch zu diesen, eine eigene Meinung bilden zu d�rfen. Da� man mich darin mundtot zu machen sucht, finde ich emp�rend. Da� man mich zu bevormunden w�nscht, und sei es auch mit v�terlicher All�re, ist mir zuwider. Ist eine Form des Obrigkeitsstaates, von dem ich w�nsche, ihn hinter mir gelassen zu haben. Ein alter Mann mit Honecker-Hut als Honecker in einer Discothek des Ostens ist in meinen Augen ein Akt der Befreiung von ihm, nicht Schw�rmerei f�r sein Diktat. Es ist die freie Verf�gbarkeit �ber diese Dinge, die nun der staatlichen Willk�r entzogen und in die H�nde des einzelnen gekommen sind. Dar�ber k�nnte man sich freuen, anstatt dar�ber zu lamentieren. Oder was will man? Da� alle Kritik an der BRD verstummt? Da� man sie als die beste aller Welten nimmt? Sozialabbau als Fortschritt sieht? Als die DDR noch existierte, w�re dieser in dieser Form nicht m�glich gewesen. Denn man befand sich in Konkurrenz zu ihr. Konnte es sich nicht erlauben, �ber ihre m�glichen sozialen Erungenschaften hinwegzusehen. F�hlt man sich auch daran erinnert, wenn man sich die DDR ganz und gar aus der Erinnerung verschwunden w�nscht? Ich k�nnte einen Anstecker mit Hakenkreuz tragen, ohne im geringsten deshalb ein Nazi zu sein. Im Gegenteil: Ich h�tte in weitaus freierer Form, als es heute der Fall ist, die Chance, die Gesellschaftsform des Nationalsozialismus mit der heutigen zu vergleichen. Soll ich sie nicht kritiklos anzubeten versuchen, so bedarf sie des Vergleiches. Ich suche mir auch das Leben in Nord-Korea vorzustellen. Soll ich das nicht tun d�rfen? Soll ich keinen roten Stern an der Jacke haben, weil irgend jemand glauben k�nnte, ich sei Kommunist? Und wenn ich ihn nicht an der Jacke trage, bin ich keiner? In solch einer Unfreiheit leben zu m�ssen, welche bei uns nur in allzu vielerlei Hinsicht existiert, ist eines freien Menschen unw�rdig. Wowereit regt sich dar�ber auf: Ostalgie. Wie idiotisch. Was w�nscht er sich? Da� einen alles dies nicht ber�hrt? Da� man�s vergi�t? Die Z�une, den Stacheldraht? Und kennt nur Willy Brandt? Und wei� von Schr�der, da� er Kanzler ist? Wozu? Die Wege, auf denen sich ein Mensch die Welt erschlie�t, sind nicht die einer Partei, auch nicht die der SPD. Wie er dies tut, ist seine Sache und mu� ihm �berlassen sein, solange er niemandem damit schadet. Und wem schadet es, Ostalgie zu betreiben? Niemandem. Doch w�rde es schaden, es nicht zu tun. Es fehlte etwas in der Auseinandersetzung mit der Welt, in der wir leben. So wie es uns auch bei den Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus fehlt. Wollen wir das? Ich will es nicht. Will nicht in einer BRD leben m�ssen, als sei sie das h�chste der Gef�hle, der H�hepunkt der Welt, das Paradies, und es k�me nichts mehr danach. Hinweis: Die Meinung der Autoren gibt nicht die Meinung des Herausgebers wider. ![]() KommentareKeine Kommentare vorhanden.
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